Von der Gründung der Sulzbacher Wehr


Furchtbar ist des Feuers Macht – diese Zeile aus Schiller Glocke zeigt wieder die Urangst des Menschen vor dem Feuer und seiner zerstörerischen Macht, die den Menschen seit Urzeiten begleitet. Überall wo Menschen sesshaft wurden, lauerte die Gefahr des Feuers und brachte Not und Elend. So nimmt es nicht Wunder, dass bereits die ersten Zivilisationen Vorkehrungen trafen, um Schadensfeuer zu bekämpfen. So wissen wir bereits von den Ägyptern und auch von den alten Griechen, dass sie bereits, wenn auch primitive, Löschgeräte besaßen. Das vorchristliche Rom kannte schon eine Feuerlöschtruppe, die Vigiles, die in Leder bekleidet mit Eimerketten versuchten dem Element Herr zu werden. Von den ersten primitiven Feuerlöschspritzen über die Dampfspritzen zu den Motorspritzen unserer Zeit war es ein langer Weg. Aus den zunächst aus Leder bestehenden Schläuchen wurden aus den ersten Schläuchen aus Segeltuch nach Hanfschläuchen jetzt Kunststoffschläuche mit hoher Belastbarkeit entwickelt. Chemische Stoffe zur Brandbekämpfung wurden schon sehr früh eingesetzt. So berichten Chronisten aus dem Jahr 1791 bereits von einem Chemielöschpulver.

Diese allgemeinen Betrachtungen sollen uns aber nicht den Blick auf das örtliche Geschehen verstellen. So ist die älteste erhaltene Brandschutzordnung aus dem Jahr 1790 überliefert. Diese „Feuer Ordnung der Churfürstlichen Residenz und Bergstadt Sulzbach“ umfasst 30 Artikel und regelt das Vorgehen der Bürger bei Bränden.

Ein kleiner Auszug daraus: „Wenn mit der Sturm- oder Anschlagglocke oder Trompete auf dem Kirchturm oder in der Stadt auf den Gassen einen Schuss oder ferner durch die Trommel die Zeichen einer entstandenen Feuersbrunst gegeben werden, so sollen die zwei ältesten Stadtkarner mit 4 angeschirrten Pferden dem Schloss zueilen um die neue Feuerkunst und den Feuerwagen mit den großen Feuerleitern und Hacken abzuholen.
Die Feuerordnung regelte das Löschverhalten der Bürger auf das genaueste. Von der Wasserversorgung über das eigentliche Löschen bis zu den Nachlöscharbeiten war alles beschrieben und vorgegeben. Trotz dieser Vorschriften wurde aber damals nicht sehr viel getan um Katastrophen begegnen zu können. In einer Beschwerde an den Magistrat wird vorgebracht, dass bei einem Schadensfeuer der Turmwächter erst durch das Läuten der Rathausglocke geweckt werden musste, da er fest schlief; außer einigen Löscheimern fehlte es an Löschgeräten, eine Löschmaschine war ohne Schlauch, die andere zerbrach schon nach Minuten. So kann es nicht verwundern, dass der große Stadtbrand fast die halbe Stadt vernichtete.

Am 9.Juni 1822 wurde am Holzplatz am Friedhofsberg von Feuerwerker Lippold ein Feuerwerk abgebrannt. Eine der Raketen wich von ihrer vorgegebenen bahn ab und flog, getrieben von einem scharf wehenden Ostwind, auf das Schindeldach des Büttnermeisters Alexander Aichinger in der Frühlingsstrasse. Damals waren noch sehr viele Gebäude mit Stroh oder Schindeldach bedeckt und waren damit schnell ein Raub der Flammen. Das frisch eingebrachte Heu gab den Flammen weitere Nahrung und eine lang anhaltende Dürre tat ein Übriges, um 239 Gebäude in Schutt und Asche zu legen. Mehr als 30 Familien verloren ihre Habseligkeiten. Die Mehrzahl der südlich der Rosenbergerstrasse gelegenen Häuser wurden ein Raub der Flammen. Besonders tragisch, weil noch keine allgemeine Brandversicherung bestand und Hausgeräte noch nicht versichert wurden. Wie durch ein Wunder war „nur“ ein Menschenleben zu beklagen. Trotz dieser leidvollen Erfahrungen mussten noch viele Jahre vergehen bis sich in deutschen Landen die Idee der Freiwilligen Feuerwehren durchsetze. So gründeten Mitglieder des Turnvereins von 1863 die Freiwillige Feuerwehr Sulzbach.

Heute, nach fast 135 Jahren, können wir der Gründungsmitgliedern mit Dankbarkeit gedenken, die sich am 13. Juli 1867 in die Stammrolle einzeichneten.

Laut erster Stammrolle waren es die Kameraden Anton Coduro, Christof Daunderer, Eduard Deyerl, Georg Fuhrmann, Joh. Konrad Heinl, Leonhard Herbst, Julius Junghans, Georg Kohl, Josef Lautenbacher, Leonhard Lederer, Max Mayer, Heinrich Meindl, Johann Munker, Lorenz Pickel, Joh. Paul Renner, Alois Schießl, Georg Schmidt, Johann Schneider, Wilhelm Wiesand und Luwig Wotschak.
Erster Vorsitzender der Wehr war der Schuhmachermeister Georg Kohl, während Carl Johann Schneider als erster das Amt des Kommandanten versah.